Als völlig unverständlich hat der BKK-Landesverband NORDWEST die Vorschläge von Gesundheitsminister Karl Lauterbach kritisiert, Kinder frühzeitig medikamentös zu behandeln, um Folgen von Zivilisationserkrankungen, wie z.B. Risikofaktor hoher Cholesterinwerte, zu vermeiden.
Lauterbach hatte in einem Interview bei der Vorstellung eines neuen Gesetzesentwurfs erklärt, Kinder und Jugendliche auf mögliche Zivilisationserkrankungen, wie z.B. erhöhte Cholesterinwerte und erhöhter Blutdruck zu testen. Dementsprechend dann ggf. mit Medikamenten zu behandeln. Nach Lauterbachs Aussage wären, wenn man diese Medikamente nicht frühzeitig einsetze, bei den 25 – 30jährigen die Gefäße so schlecht, als wenn man über 80jährige sprechen würde.
„Die Vorsorge in den Mittelpunkt zu richten, ist richtig“, meint Dr. Dirk Janssen, Vorstand des BKK-Landesverbandes NORDWEST. „Es kann aber doch wohl nicht ernst gemeint sein, bereits Kinder lebenslang Medikamente zu verabreichen!“. „Was wir brauchen“, so Janssen weiter, „ist vielmehr eine Lebensmittelwende. Beispielsweise durch eine zügige Umsetzung der Empfehlungen des Ernährungsrates der Bundesregierung.“
So hat der Ernährungsrat u.a. eine klare Kennzeichnung ungesunder Lebensmittel sowie weniger Steuern auf gesunde Lebensmittel gefordert.
Dass vor allem Altersdiabetes Typ II, der eigentlich erst im Alter von 60 Jahren auftritt, heutzutage immer mehr Kinder und Jugendliche trifft, liegt vor allem an mangelnder Bewegung und ungesundem Essen. „Kinder sehen 15-mal am Tag Werbung für Süßes und Fastfood. Da kommen wir, die gesetzlichen Krankenkassen, allein mit Prävention nicht gegen an“, so Janssen weiter.
In Deutschland werde die Zahl der Zuckererkrankungen binnen 20 Jahren auf zwölf Millionen wachsen. Janssen rät, die Themen gesunde Ernährung, Klima und Umwelt vor allem in der Grundschule schon zu behandeln, am besten mit Unterstützung von Schulärzten und Schulkrankenschwestern. Janssen: „Wir müssen mehr Geld für Gesundherhaltung ausgeben und dafür Ausgaben für unnötige Behandlungen senken“. Derzeit geben die Kassen fast ihr ganzes Geld für Behandlungen und Medikamente aus. Janssen weiter: „Wir haben eher ein Krankheitsbehandlungswesen als ein Gesundheitswesen“.
Der BKK-Landesverband NORDWEST ist die Interessensvertretung der Betriebskrankenkassen und schließt für die Versicherten in NRW, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern die Versorgungsverträge mit den Partnern im Gesundheitswesen.
Ansprechpartnerin:
Karin Hendrysiak, Pressesprecherin
Tel.: 0201/179-1511, Mobil: 0170/9235426
E-Mail: Karin.Hendrysiak@bkk-nordwest.de